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Pest, den 28. Sept. 1866.
Herrn Kiss, Pankota.
Bester Freund!
Sie verlangen augenblickliche Beantwortung, es wird kein Mal¬
heur sein, wenn ich einen Tag lang säume, und statt
gestern erst heute schreibe. Sie bieten mir Ihren Posten an,
dagegen habe ich vielerlei einzuwende. Erstens gebe ich Ihnen
mein Ehrenwort, daß ich ihn nicht annehme, so lange Sie nicht
in Kis Jenő sind; zweitens betrachte ich diesen Posten nur als
Nothhafen, den ich erst aufsuchen will, wenn ich gar nichts an¬
deres habe, ich überlege mir nämlich, daß Sie ein sehr verträg¬
liches Mensch sind und es doch nicht ausgehalten haben. Trachten
Sie also, ich bitte Sie sehr darum, den Lilienfeld noch eine Wo¬
che mit Versprechungen hintanzuhalten, damit er bis dahin
keinen anderen Hofmeister nimmt. Nach Verlauf einer Woche
werde ich schon bestimmt wissen, ob ich annehme oder ab¬
lehne, und Sie werden wissen, ob Sie in Kis Jenő acceptirt
sind oder nicht. – Ich lebe in einer leicht begreiflichen Ungeduld.
Józsi wollte, ich solle seinen Platz in Zomba übernehmen, dort zahlt
man aber nur 120
fl
; und dann ist Józsi noch gar nicht gekommen,
[rövidítés] florin
wir erwarte ihn, seit Sonntag (heute ist Freitag) täglich beim Schiff
aber war nicht erscheint ist unser Wahrheitliebender Freund Pászty.
An Scheffer habe ich mich gewandt, und der Schuft bot mir nach lan¬
gem hin- und herkauen einen Posten mit 140-160, und einen
mit 15
fl
. monatlich an; ihm brauche ich nur 10 [rövidítés] florin
fl
zu geben!! Das sind
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schöne Aussichten für einen Menschen, der mindestens 220
fl
. haben muß,
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wenn er das Jahr nicht umsonst vergeudet haben will. – Der Lehrer Fischer,
den Sie kennen werden, hat mich auch irgendwohin empfohlen, wo ich
180-200
fl
. bekommen soll. Ich sage zu allem ja, offerire mich überall,
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um nur eine Wahl zu haben. Aber was nützt die Wahl, wenn alles
sich gleich ist, wie ein Ei dem andern? Dieser Zustand drückt begriff¬
licher Weise auf den Zeit, und ich befinde mich fortwährend in einem
Zustande äußerster Unruhe. Körperlich dagegen, glaube ich, bin ich nun
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schon ganz gesund.
Wenn Sie können, schauen Sie Ihren Chef dahinzubringen, daß er
doch 220
fl
. und die Reisespesen gebe, dann stände unserer Nach¬
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barschaft gar nichts im Wege, vorausgesetzt natürlich, daß Sie
den Posten in Kis Jenő bekommen. In einem anderen Falle
existirt Pankota für mich nicht!
Natzi war vor einigen Tagen etwas unwol, ist nun aber hergestellt.
Ich habe nicht die Geduld, länger zu schreiben, ersuche Sie aber,
ganz gewist sofort nach Empfang dieses Briefes zu antworten,
und nur alle Aussichten umständlich mitzutheilen, die Sie für meine
nächste Zukunft haben. Ein Tag Versäumnis würde mich vielleicht zu
einer Wahl veranlassen, die mich nachträglich reuen müßte, des-
halb, bei Ihrer Freundschaft für mich! Umgehend antworten.
Übrigens noch etwas. Wenn Sie placirt sind, und Lilienfeld 220
fl
.
[rövidítés] florin
nebst Reisespesen bewilligt, so brauchen Sie mich nicht erst zu
fragen sondern acceptiren für mich. Dieser Brief gibt Ihnen
Vollmacht. Hindurch wurden einige Tage erspart, die das hin- und
herschreiben kostet. In dieses Voraussicht werde ich solange zögern
und nirgends bestimmt zusagen oder Geld nehmen, so lange ich
keine Antwort von Ihnen habe.
Das erste
[törölt]
« r »„Geschäftssachen”; dies soll, ander
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« e »bin, es verspricht das
Ihr
Max Nordau
[...]
[hiányzó szövegrész]
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